Kindergarten Koppl

Ein Dorf im Dorf.

Im Salzburger Ort Koppl soll eine Anlage aus einem achtgruppigen Kindergarten und einigen Gemeindewohnungen entstehen.

Städtebauliche Aspekte

Die Bauvolumen werden harmonisch in die bestehende Dorfstruktur integriert. Zwei einfache Baukörper mit Satteldächern ruhen auf einem Sockel, der sich sanft aus dem Hang heraus formt. Die Anordnung ergibt sich aus der Überlagerung von Funktion, Topografie (Hanglage), örtlicher Bebauungsstruktur und den Erfordernissen einer optimalen Gebäudeausrichtung. Der Haupteingang erfolgt unmissverständlich im Sockel in der „Fuge“ zwischen den beiden Baukörpern. Der niedrigere Gebäudebereich ist dem Kindergarten zugeordnet, der höhere Baukörper eindeutig als Wohngebäude zu erkennen. Die Bebauung umspielen vielfältig gestaltete Außenanlagen, teilweise am bestehenden Hang, teilweise auf den sich daraus entwickelnden Terrassen. So können den Kindern je nach Nutzungserfordernis ebene und geneigte Flächen im Freien angeboten werden.

Das Wohngebäude verfügt über einen separaten Eingang im Südosten, der dem Kindergarten abgewandt ist. Von hier erscheint der „Wohntrakt“ als eigenständiges Gebäude. Somit wird auch für die BewohnerInnen eine klare Adresse geschaffen.

Architektonische Aspekte

Ein luftiges kleines „Dorf im Dorf“ am Hang als ein zweites Zuhause für Kinder und MitarbeiterInnen, eingebunden in die umgebende Landschaft und Dorfstruktur, das vielfältige und flexible Nutzungen erlaubt, bildet die Grundidee des Projektes. Die einfache und klare Grundstruktur schafft durch ihre spezifische Anordnung anregende und differenzierte räumliche Konstellationen.

Das Zentrum wird von einem großzügigen Foyer, dem „Dorfplatz“ gebildet, der sich über zwei Ebenen (EG, 1.OG) erstreckt und fließend in die angrenzenden Freiräume übergeht. Um diesen Dorfplatz herum gruppieren sich in eigenen Teilbaukörpern die Kindergartengruppen und die weiteren erforderlichen Nutzungen.

Die Miteinbeziehung der Hanglage bildet dabei ein wesentliches Entwurfselement. Eine großzügige Treppenanlage führt vom EG in das 1.OG. Diese dient nicht nur der Erschließung, sondern mit ihren Sitzstufen auch als Tribüne für Veranstaltungen oder als Pausenbereich. Den Kindergartenkindern steht direkt vor ihren Gruppen der gartenartig gestaltete Hang mit differenzierten Freiräumen zu Verfügung, der auch zu den höhergelegenen Spiel- und Aufenthaltsterrassen führt, die außerdem  über den „Dorfplatz“ erreicht werden können. Den Kleinkindern stehen abwechslungsreich gestaltete ebene Terrassen direkt im Anschluss an ihren Innenbereich zur Verfügung. Auch sind der „Dorfplatz“ und alle Freiflächen gemeinsam nutzbar.

So entsteht eine offene und flexible Gebäudestruktur mit fließenden Übergängen zwischen Innen und Außen. In der warmen Jahreszeit öffnet sich der „Dorfplatz“ übergangslos auch physisch zum Freiraum, der überdachte Außenbereiche, Spielhügel, eine Tribüne, Terrassenflächen, Spielgeräte und vieles mehr anbietet. In der kalten Jahreszeit bildet er einen vielfältig nutzbaren Pufferraum zwischen Innen und Außen.

Das Wohnhaus tritt als eigener Baukörper hervor. Die Wohnungen wenden sich vom Kindergarten ab, um den BewohnerInnen Privatheit und Aussicht zu ermöglichen. Gleichzeitig besteht durch Umnutzung und Andocken an den „Dorfplatz“ die Option zur Erweiterung des Kindergartens.

Die Gestaltung des gesamten Projektes orientiert sich an der örtlichen Bebauung mit freistehenden Gebäuden mit Satteldächern. Für das Erdgeschoss wird die Topografie des Hanges modifiziert. Die so entstehenden nutzbaren Flachdächer werden als hochwertige, zum Teil begrünte Freiräume gestaltet. Die vertikalen Holzfassaden ziehen sich von außen nach innen weiter und bilden so auch die Begrenzung des „Dorfplatzes“. Die Zwischenbereiche werden durch zarte Glasfassaden begrenzt. Die Gruppenbereiche werden im Bereich der Fensterlaibungen, Türen usw. mit identitätsstiftenden Farbakzenten versehen und sind auch von außen klar ablesbar.

Einen zusätzlichen Aspekt bildet die Möglichkeit der Nutzung von Gebäudeteilen für externe Veranstaltungen außerhalb der Nutzungszeiten des Kindergartens. Der „Dorfplatz“ mit Infrastruktur (Küche usw.) kann zusammen mit der außenliegenden Tribüne für Events genutzt werden, die das Dorfleben nachhaltig bereichern.

Funktionale Aspekte

Eine klare und übersichtliche Struktur trägt den Anforderungen des Raum- und Funktionsprogrammes Rechnung. Im Bereich des Kindergartens gruppieren sich alle Nutzungseinheiten – sowohl innen- als auch außenliegende – im EG und 1.OG um das zweigeschossige Foyer, den „Dorfplatz“ herum. Dieser kann vielfältig als Spiel- und Aufenthaltsraum, für Aufführungen, Elternabende usw. genutzt werden und dient gleichzeitig als zentrale Erschließungsfläche. Im EG befinden die Kindergartengruppen, im 1.OG die Kleinkindergruppen. Die Verbindungstreppe mit Sitzstufen kann auch als Tribüne genutzt werden. Die dem Kindergarten zugeordneten Funktionen können über abschließbare Türelemente vom „Dorfplatz“ abgetrennt werden, sodass dieser – falls gewünscht – unter Hinzuziehung der/des Kochbereiche/s, der Multifunktionsbereiche und der angrenzenden Freiräume (z.B. Außentribüne) auch für externe Veranstaltungen außerhalb der Kindergartenöffnungszeiten herangezogen werden kann. Die barrierefreie Erschließung erfolgt über jeweils einen Aufzug für Kindergarten und Wohnen. Die als differenzierte Freiräume genutzten Dachterrassen im 1.OG sind wesentlich, um neben den Hangflächen auch nicht geneigte Außenbereiche anbieten zu können.

Die Wohngeschosse verfügen über eine gesonderte Vertikalerschließung. Die Wohnungen sind vorwiegend nach Südosten orientiert und zu den Freiflächen des Kindergartens durch ihre Erschließungsflächen getrennt. Im Falle einer Umnutzung zu Kindergartenflächen ermöglichen diese Erschließungsflächen die Verwebung mit dem bestehenden Kindergarten über den „Dorfplatz“ und die Freiflächen.

Die Tiefgarage wird über eine außenliegende Rampe erschlossen.

Ökonomische, Ökologische Aspekte

Die Bebauung soll in Holzhybridbauweise errichtet werden (Holzriegelbauweise, Stahlbeton), wobei die jeweiligen Materialen jeweils dort eingesetzt werden, wo dies hinsichtlich Statik, Bauphysik, Brandschutz, Flexibilität usw. am wirtschaftlichsten und sinnvollsten ist (z.B. erdberührende Bauteile in Stahlbeton, oberirdische Geschosse aus vorgefertigten Holzelementen). In einer vertieften Planung sind hier des weiteren Aspekte wie Lebenszykluskosten, Rückbaubarkeit, Re-Use / Recycling usw. zu berücksichtigen. Die fixen Elemente aus Statik und Haustechnik sollen jedenfalls minimiert werden um ein Maximum an Anpassungsmöglichkeiten an veränderte Anforderungen zu ermöglichen.

Die einzelnen Nutzungseinheiten sind als kompakte Teilbaukörper angelegt, thermisch zonierbar und aufgrund ihrer solaren Ausrichtung vor sommerlicher Überhitzung geschützt. Der „Dorfplatz“ als Pufferraum kann im Sommer zur Querdurchlüftung und im Winter zur Erzielung passiver Wärmegewinne herangezogen werden. Die südostorientierten Wohnungen erzielen ebenso passive Wärmegewinne im Winter, vor Überhitzung schützen die Dach- und Balkonvorsprünge, und die ausgewogene Fensteranordnung sowie außenliegende Beschattungselemente.

Die Wärmeversorgung erfolgt mittels einer elektrischen Wärmepumpe, welche mit Sole-Tiefenbohrung betrieben wird. Die Sole wird zum Heizen und Kühlen verwendet. Der Kindergarten und die Wohnungen sind mit einer zentralen Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Ein Teil der erforderlichen elektrischen Energie zur Warmwasseraufbereitung wird durch die in die Dachdeckung integrierte PV-Anlage bereitgestellt. Der konstruktive Holz- und Fassadenschutz erfolgt durch entsprechende Dachvorsprünge, Sockeldetails, Holzarten usw.

 
 

Kindergarten

Wohnungen

Tiefgarage

Auftraggeber: Gemeinde Koppl

Competition 

Zeitraum:  2024